Wie alles begann:
Es war an Weihnachten 1997 als mir meine Frau einen Vorderlader schenkte. Ich war völlig überrascht und sofort begeistert von ihrem Geschenk. Offensichtlich war es ihr nicht entgangen, das ich mich im Sommer des zurückliegenden Jahres öfters mit Vorderladern beschäftigt hatte, sei es mit Prospekten von Frankonia oder deren Kataloge, dem Internet oder anderweitigen Informationsquellen. Bisher hatte ich mich “nur” mit Luftdruck-, Federdruck- und Co2- Waffen und deren Technik auseinandergesetzt. Mein Hauptinteresse galt der “geringen” Präzision von Rundkugeln insbesondere von verkupferten Bleikugeln.
Nun hatte mich, wie so viele vor mir schon, der “Virus” Vorderlader mit Perkussionzündung in seinen Bann gezogen. Die Technik war und ist denkbar einfach, doch das Treffen mit ihnen wäre und ist eine Wissenschaft für sich, las ich in Foren und anderen Quellen. Im ganzen schien es auf den ersten Blick doch nicht so einfach zu sein mit den Vorderladern mal so eben gute bis sehr gute Treffer auf der Pappscheibe landen zu können. Aber zuerst benötigt man einen Pulverschein, ohne ihn geht nichts, also Sachkundelehrgang usw... Ganz zu schweigen von dem Zeitaufwand hierfür. Dazu kommt noch die Anschaffung von reichlich Zubehör, das zum vernünftigen Ausüben des Hobbys benötigt wird. Geeignete Schießplätze waren /sind auch nur wenige vorhanden. Dies trübte erst einmal meine Begeisterung hierfür, doch dann entdeckte ich im Frankonia-Katalog einen Einstecklauf für Vorderlader. Bestellt, enttäuscht, es machte mir keinen Spaß damit zu schießen. Vernünftig zu treffen war für mich damit nicht ausreichend möglich, außerdem störte der lange Rest des Reduzier-Laufs, der vorne herausragte und des weiteren erhöhte er nur unnötig das Gewicht der Waffe. Präzises Schießen ohne Pulver? Es schien einfach nicht möglich zu sein, lediglich mit einem Zündhütchen als Antriebsmittel eine Kugel treffsicher auf der Pappscheibe zu platzieren. Aber gerade dies konnte und wollte ich einfach nicht akzeptieren.
Die Idee
Eine kalibergroße Kugel mit “nur” einem 6-flügeligem RWS Zündhütchen aus einer Vorderlader Pistole /Gewehr im Kaliber bis 45 treffsicher auf zehn Meter zu verschießen.
Der gängige Weg eine Kugel mit genügend Energie, hier also mit Schwarzpulver, aus einem gezogenen Lauf zu treiben schied von vornherein aus Um zu Zuhause in geschlossenen Räumen, im Garten usw... schießen zu dürfen, müssen die hierfür bestehenden Gesetze /Verordnungen strikt eingehalten und befolgt werden. Schwarzpulver darf als Antriebsmittel nicht verwendet werden. Die Antriebsenergie, die vom Gesetzgeber erlaubten 7,5 Joule, dürfen nicht überschritten werden. Eine 45er Bleikugel für Vorderlader wiegt so um die 8 Gramm. Der nahe liegende Gedanke, hier einfach eine wesentlich leichtere Kugel zur Anwendung kommen zu lassen, ist zwar richtig, aber in der Praxis hat sich herausgestellt, dass dies alleine nicht zum erwünschten Erfolg führt. Nach unzähligen Versuchen mit den verschiedensten Materialien stand fest das eine Kugel, angetrieben mit einem 6-flügeligem RWS Zündhütchen, nach meinen Tests so um die 5 bis 6 Joule erzeugen können. Im Schnitt würde ich sie bei 4,5-5 Joule einordnen. Jedoch muss immer mit größeren Schwankungen von vereinzelten Zündhütchen gerechnet werden. Dies ist natürlich nicht vorherzusehen und daher für die Präzision der Geschosse mitverantwortlich. Dabei stellte sich heraus, das Rundkugeln, was allgemein bekannt ist, schlechtere Flugeigenschaften aufweisen als Langgeschosse. Wie oben schon kurz erwähnt, beschäftigte ich mich schon länger mit den Flugeigenschaften von Rundkugeln. Im damaligen Fall verkupferte Bleikugeln in 4,5 mm. Die Lösung, dich ich damals herausfand, brachte die Präzision annähernd auf die eines Diabolos (auf 10 Meter Streichholzer zu treffen stellten kein Problem dar). Die Erkenntnisse hierbei bei Vorderladern anzuwenden ist leider nicht möglich. (Ich bitte um Verständnis, das ich hier nicht weiter darauf eingehe). Mit entsprechenden Kugeln im Originalkaliber kann man mit einem Zündhütchen zwar schießen, doch die Ergebnisse auf der Scheibe überzeugten nicht wirklich.
Die Herangehensweise musste neu überdacht und geändert werden.
Der Drall einer Waffe ist nicht unwesentlich an der stabilen Flugbahn eines Geschosses mitverantwortlich. Langer Drall, kurzer Drall, der eine ist besser für Kugeln, der andere wieder geeigneter für Langgeschosse. Bei maximal 7,5 Joule ist dies nach meinen Erfahrungen nicht unbedingt ausschlaggebend für die Präzision. Ein Drall von 400 mm (Pistole) sowohl für Kugeln als auch für Langgeschosse hat hier beste Ergebnisse gebracht, wobei die “Langgeschosse” durchweg deutlich bessere, ja sogar matchtaugliche Schussgruppen auf 10 Meter hervorbrachten, wenn die Energie der Zündhütchen annähernd gleich stark ausfiel. Aber mit vereinzelten Ausreißern muss /sollte man halt immer rechnen. Mit der Pistole auf 15 Meter sind auch noch sehr gute Schussgruppen machbar. Mit dem Gewehr im Kaliber 32 haben wir mit aufgesetztem Zielfernrohr aufgelegt sogar noch auf 20 Meter ein Eincentstück getroffen. Das ist kein Scherz.
Vorderladerschießen ist mit Schwarzpulver oder nur mit einem Zündhütchen eine Wissenschaft für sich. Sie macht unglaublich viel Spaß, desto sorgfältiger man dabei vorgeht, desto erfreulicher sind die Ergebnisse.Vorderladerschießen ist mehr als nur simples (easy) Ballern.
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